Teures Wasserstoff-Placebo im Verkehr

Die Bundesregierung investiert Milliarden Euro in Projekte zur Verwendung von „grünem Wasserstoff“, darunter einige Milliarden in den Straßenverkehr. Der Verkehrsminister stellt dies als Investition in CO2-Reduktion dar. Dabei vergisst er aber, dass der hierfür erforderliche grüne Strom noch weit über das Jahr 2030 hinaus nicht zur Verfügung steht.

Würde in den nächsten Jahren die LKW-Flotte in Deutschland komplett auf Wasserstoff umgestellt, dann käme der hierfür erforderliche Wasserstoff vollständig aus herkömmlicher Erzeugung. Hierfür wird Erdgas unter 30-40% Energieverlust in Wasserstoff und CO2 umgewandelt. Der Wasserstoff wird also beim Verbrauch im LKW kein CO2 mehr erzeugen, dafür aber bei der Herstellung des Wasserstoffs.

Damit würde die Umstellung auf Wasserstoff den CO2-Ausstoß im LKW-Verkehr tatsächlich etwas reduzieren, weil Erdgas weniger Kohlenstoff enthält als Diesel. Das ist aber bereits heute auf direktem Weg möglich: Erdgasbetriebene LKW werden von vielen Herstellern angeboten. Erdgastankstellen sind zwar nicht üppig gesät, dafür aber heutiger Stand der Technik. Die Umstellung auf Erdgas-LKW reduziert den CO2-Ausstoß sofort – und nebenbei auch noch den Stickoxid-Ausstoß.

Für „grünen Wasserstoff“ müsste zunächst massiv in den Ausbau von „grünem Strom“ investiert werden. In Deutschland ist dies nicht erkennbar: der Zubau von Solaranlagen ist eng begrenzt, in Deutschland ist derzeit kein einziges Offshore-Windkraftwerk im Bau. Der zusätzliche Ökostrom muss zunächst die Kohleverstromung und die Atomenergie ersetzen (179 TWh), dann beim Einstieg in die Wasserstofferzeugung den konventionell erzeugten Wasserstoff (56 TWh), in der Stahlindustrie den verwendeten Koks (133 TWh) und schließlich über 10% Beimischung im Gasnetz anteilig das Erdgas (ca. 100 TWh). Zum Vergleich: In Deutschland stammten 2020 insgesamt 249 TWh Strom aus erneuerbaren Energien.

Erst wenn sich die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ungefähr verdreifacht hat, könnte ein Einsatz von Wasserstoff im Straßenverkehrsbereich die CO2-Emissionen tatsächlich reduzieren. Bis dahin sind die investierten Milliarden ein Placebo, das den Zeitgeist bedient und vom eigentlichen Problem ablenken soll: dem viel zu langsamen Ausbau der Erneuerbaren Energien.

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