Beim Anblick der „klimapolitischen Agenda“ der FDP drängt sich der Eindruck auf, dass die FDP zwar mitreden möchte, aber ihre Klimapolitik aus der Vermeidung von wirksamen Maßnahmen besteht. Statt massivem Ausbau regenerativer Energie und Energiesparen legt sie fünf Punkte vor, auf die ich im Folgenden eingehen möchte.
Ausweitung des Emissionshandels
Hier ziert sich die Partei, Ross und Reiter zu nennen: Das Verbrennen von fossilen Kraftstoffen muss erheblich teurer werden, um den Verbrauch zu senken und Alternativen wirtschaftlich attraktiver zu machen. Ob das Instrument dann „Emissionshandel“ oder „CO2-Steuer“ heißt, ist dabei eigentlich unwichtig.
Synthetische Kraftstoffe
Die Erklärung, wie synthetische Kraftstoffe die CO2-Emissionen verringern sollen, bleibt die FDP leider schuldig. Die Fakten:
- Schon die Erzeugung von synthetischem Erdgas ist aufwändig. Synthetische Kraftstoffe sind noch aufwändiger herzustellen, der Wirkungsgrad bei der Herstellung ist mäßig.
- Bei der Herstellung wird Strom benötigt. Dieser wird aus dem Netz entnommen, die zusätzliche Nachfrage wird durch vermehrte Einspeisung von Strom aus Kohle und Gas befriedigt.
- Verbrennungsmotoren haben einen Wirkungsgrad unter 30%, während batteriebetriebene Fahrzeuge einen Gesamtwirkungsgrad um 90% haben.
Warum also Strom erst mit Verlusten in Kraftstoffe wandeln, um diese dann bei sehr mäßigem Wirkungsgrad in Bewegung umsetzen? Synthetische Kraftstoffe lösen kein Problem, sie tragen durch den geringen Wirkungsgrad sogar noch zum CO2-Ausstoß bei. In Wirklichkeit geht es hier um eine Beruhigungspille für die deutsche Autoindustrie, keineswegs jedoch um einen Beitrag zur Klimawende.
Ein Investitionsprogramm für das Klima
„Statt planloser Ausgaben aus dem Energie- und Klimafonds des Bundeshaushalts wollen wir zielgerichtet die Entwicklung klimafreundlicher Technologien fördern.“
Welche Technologien hat hier die FDP im Auge, die wir bisher übersehen haben? Geeignete Technologien sind Photovoltaik, Windkraft, Biomasse, Elektromobilität. Diese Technologien scheint die FDP jedoch nicht im Sinn zu haben, letztlich sind sie – abgesehen von der Stromspeicherung – bereits sehr weit entwickelt und müssen lediglich in großem Stil ausgerollt werden. Welche bisher unbekannte Wundertechnik, die die Klimawende schafft, zaubert die Partei also aus dem Hut?
Aufforstung
Natürlich entziehen Wälder der Luft CO2 und speichern es in Biomasse. Mit der Aufforstung alleine ist es allerdings nicht getan: Bei wirtschaftlicher Nutzung der Wälder ist der Beitrag zur „organischen CO2-Speicherung“ sehr begrenzt, insbesondere dann, wenn die Biomasse anschließend verbrannt und das CO2 wieder in die Luft freigesetzt wird. Einen ernsthaften Beitrag zur CO2-Speicherung leistet der Wald dann, wenn er sich selbst überlassen wird und den Boden zum „organischen CO2-Speicher“ macht. Eine Aufforstung in Deutschland wird das Klimaproblem nicht lösen können.
CO2-Vermeidung
Die FDP möchte „in der Industrie Vermeidungstechnologien von CO2 vorantreiben, um mit neuen Verfahren möglichst treibhausneutrale industrielle Prozesse zu schaffen.“ Leider wird man auch hier nicht konkret. Letztlich gilt in der Industrie das Wirtschaftlichkeitsprinzip: Wirtschaftliche Technologien und Prozesse setzen sich auch ohne staatliche Eingriffe durch. Der größte Anreiz für neue Technologien sind also steigende CO2-Preise, nicht ein „Vorantreiben“ durch die FDP.
Eine Antwort auf „FDP hofft bei Klimawende auf Wundertechnik“